Kommunikation

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Therapeutische Gespräche

Wie jemand spricht, welche Worte er oder sie benutzt, welche Mimik und Gestik das Gesagte begleitet, alles hat seine Bedeutung, wie auch Lachen und Weinen und sogar das Schweigen. Es bringt den ganz individuellen inneren Zustand eines Menschen zum Ausdruck.

Einen Menschen ganzheitlich zu verstehen – und nicht nur den sachlichen Inhalt der gesagten Worte – sondern auch die tiefere Qualität des Ausdrucks, das stellt eine entscheidende Voraussetzung für eine gute Behandlung dar. Schon während meines zweiten Studiums mit den Schwerpunkten „Soziale Verhaltenswissenschaften“ und „Pädagogik“ habe ich mich dafür besonders interessiert. Noch immer messe ich der Kommunikation und dabei vor allem dem gegenseitigen Verstehen eine hohe Bedeutung zu. So bemühe ich mich darum, im Themenkreis "Kommunikation im therapeutischen Kontext" regelmäßig durch Weiterbildung zu trainieren. Vor allem die Idiolektik, die sich mit der Eigensprache von Menschen ressourcenorientiert und praktisch beschäftigt, liegt mir dabei am Herzen. Sie eignet sich gut für die homöopathische Anamnese und bietet so eine praktikable Grundlage, um das individuelle Arzneimittel zu bestimmen.

Rainer Bienlein
Heilpraktiker für Homöopathie

Je mehr und mehr du zuhörst, um so mehr und mehr wirst du hören.
Je mehr und mehr du hörst, desto tiefer wird dein Verständnis sein!

- Khyentse Rinpoche -

Eigensprache / Idiolekt

Bei der Eigensprache handelt es sich um eine hoch-individuelle Verwendung von Worten und Sprache. Das Wort "Idiolekt" (Eigensprache) wird nach der Encyclopedia Britannica definert als "die Sprachmuster, die eine Person verwendet, inklusive all ihrer phonetischen, grammatikalischen und die Wortwahl betreffenden Vorlieben." Bei der idiolektischen Gesprächsführung geht man davon aus, dass jeder Mensch seine einzigartige Eigensprache hat, die seine Individualität zum Ausdruck bringt. Wenn ein Mensch ein Thema hat, das ihn betrifft (z.B. eine Sorge, eine krisenhafte Situation, eine Erkrankung etc.), dann spiegelt sich dieses auch in seiner Eigensprache wider. Jeder Mensch hat seine guten Gründe, eine schwierige Situation auf jeweils seine individuelle Weise zu handhaben und damit umzugehen.

Manchmal hat man vielleicht den Eindruck, selbst nicht weiter zu kommen. Doch die eigenen Lösungsansätze sind schon da ("Konzept der inneren Weisheit"), man kann sie nur noch nicht erkennen, sie liegen noch im Verborgenen. Durch ein eigensprachlich-orientiertes (idiolektisches) Gespräch können eigene Möglichkeiten bewusst werden - sozusagen ans Licht kommen -, die den Umgang mit dem problematischen Thema verändern und erleichtern werden.

Die eigensprachlich-orientierte Kommunikation ist geprägt von Achtsamkeit, Mitgefühl, Akzeptanz, Anerkennung, Ressourcenorientierung und Zieloffenheit. Es werden keine Ratschläge "von außen" gegeben, die Kraftquellen und Lösungsansätze liegen in jedem Menschen selbst. Das idiolektische Gespräch trägt dazu bei, eigene gute Wege für sich zu entdecken.

Meine wichtigsten Lehrer für Kommunikation und Gesprächsführung:

Dr. med. Hans Hermann Ehrat, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychotherapeut; Neuhausen am Rheinfall (CH)

Dr. Ehrat ist Schüler von A. D. Jonas, einem amerikanischen Psychiater, der die Idiolektik als psychotherapeutisches Verfahren entwickelt und in Deutschland eingeführt hat. Hans-Hermann Ehrat arbeitet als Arzt und beschäftigt sich viel mit der Psychosomatik ("archaische Relikte"). Er ist Gründungs- und Ehrenvorstandsmitglied der "Gesellschaft für idiolektische Gesprächsführung" (GiG), Dozent, Ausbilder und Supervisor in der Idiolektik. Bei Veranstaltungen im Rahmen der Jahrestagung der GiG (Gesellschaft für idiolektische Gesprächsführung) in Würzburg sowie bei seinen Seminaren in München und Augsburg konnte ich ihn persönlich kennen lernen. Sein feines Einfühlungsvermögen, seine unvergleichlich liebevolle Art im Umgang mit seinen Gesprächspartnern und sein bedingungsloses Annehmen des Menschen wie er ist hat mich zutiefst beeindruckt. Unter seiner Leitung konnte ich in Übungsgruppen die Idiolektik trainieren.

Dr. med. Tilman Rentel, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie mit Schwerpunkt Psychosomatik; Erlangen

In persönlicher Atmosphäre veranstaltet Tilman Rentel regelmäßig Übungsabende in idiolektischer Gesprächsführung in Erlangen, die ich ab und zu besuche. Bei einem Seminar im Klinikum Nürnberg (2009) war er zusammen mit Dr. med., Dipl.-Psych. Horst Poimann und Dipl.-Psych. Peter Winkler Dozent im Plenum und einfühlsamer Trainer in den Gesprächsgruppen.
Die intensivste Berührung mit Tilman Rentel hatte ich bei einem Übungsseminar "Idiolektik für Sehgal-Homöopathen" im Herbst 2009 in meiner Praxis in Bayreuth-Meyernreuth (unter Leitung von Dr. med. E. von Seckendorff, Berlin). Bei diesem Seminar konnte ich nicht nur die Anwendung der idiolektischen Methode weiter üben und vertiefen, sondern auch tiefere Erkenntnisse über mich selbst gewinnen, die für meine berufliche und persönliche Entwicklung wichtige Impulse gegeben haben. Dank der einfühlsamen und humorvollen Art von Tilman Rentel wird mir das Seminar noch ganz lange in Erinnerung bleiben.
Bei der 26. Jahrestagung Idiolektik in Würzburg hörte ich den Vortrag und besuchte den Workshop zum Thema "Achtsam scheitern" bei Tilman Rentel. Ein mutiges Thema, denn wer mag sich schon gern mit "Scheitern" und vor allem mit dem eigenen Scheitern auseinander setzen. Ein bereicherndes Thema allemal, denn:

Wer nicht stirbt, bevor er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt.
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Jakob Böhme -